"Region - Donauwörth:"Burghöfe/Submuntium aus NO gesehen
Burghöfe / Submuntorium
(Landkreis Donau-Ries; Gemeinde Mertingen; Reg.Bezirk Schwaben)

Koordinaten: __ 10°49'33.34"E ( Östlicher Länge),
- in Google-Earth 48° 38'48,75"N (Nördlicher Breite))


Die Donau bildete zeitweise die Grenze des Imperium Romanum. Bei Mertingen/Burghöfe befand sich deshalb schon in der frühen Kaiserzeit das römische Auxiliar-Kastell Submuntorium zur Sicherung  der Nordgrenze. Unter dem Kommando eines „praefectus legionis tertiae Italicae“ versah hier noch in der Spätantike eine römische Eliteeinheit, die „equites Stablesiani iuniores“ den Dienst.

Die römischen Straßenbauer hatten die VCA direkt auf das Südtor Submuntoriums eingemessen. Nur wenige Doppelschritte vor dem Nordwall der Militäranlage verlief von Ost nach West  die Via Danubia, also jene Römerstraße, welche die römischen Kastelle an der Donau miteinander verband. Im Gelände haben sich von dem Römerkastell praktisch keine Spuren mehr  erhalten. Nur der Torso einer lebensgroßen Merkur-Statue, die man bei einer Grabung fand und im Römischen Museum in Augsburg aufgestellt ist, lässt uns die immense Bedeutung des einstigen Römerlagers für die Grenzsicherung erahnen.


Datierte Funde lassen sich etwa ab 300 n. Chr. bis in die 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts nachweisen. Späteste Münze ist eine Prägung des Constantin III. aus den Jahren 407-411; vergleichbare Funde stammen vom Lorenzberg und vom Bürgle bei Gundremmingen. Sie belegt die Besetzung des Platzes über das Jahr 401 hinaus, als angeblich Stilicho die römischen Truppen aus Raetien abziehen ließ. Dieser Abzug war demnach nicht vollständig, es blieb (wenig) Militär sowie eine romanische Restbevölkerung zurück. Der Stützpunkt wurde wohl von der mittelalterlichen Burg der Pappenheimer überbaut und zerstört, nur geringe Reste sind heute noch nachweisbar. Weitere hochmittelalterliche Bebauung auf dem Sporn sind Erdkeller und Öfen von Hofstellen im Vorfeld der eigentlichen Burg, die Namen gebenden „Burghöfe“, von denen vier im Jahre 1270 erwähnt werden.


Abb 109 Übersichtsplan Grabungen 2001-204Ein spätrömisches Kastell und sein Umfeld -
Fortsetzung der Ausgrabungen in Submuntorium-Burghöfe: Originaltext Das Archäolog. Jahr in Bayern 2004 (S. 105-107)

Die diesjährige Lehr- und Forschungsbrabung des Instituts für Vor- und frühgeschichtliche Archäologie und provinzialrömische Archäologie der Universität München (Projektleitung Prof. Michael Mackensen) fand vom 26. Juli bis zum 24. September 2004 statt. Der Schwerpunkt der Kampagne lag im zentralen Bereich des Plateaus östlich des bekannten frühkaiserzeitlichen Auxiliarkastells. Hier sollten besonders die Bereiche nördlich der Grabungsflächen des Vorjahres untersucht werden, in denen sich weder im Luftbild noch im Magnetogramm deutliche Gebäudegrundrisse erkennen ließen (Abb. 109). Wenig östlich des jüngsten der 2003 festgestellten Wehrgräben konnten dabei neben der Fülle von Bebauungsspuren mehrer gewerbliche Öfen nachgewiesen werden. (Ab. 109,1). Die Brennräume der in der Regel mehrphasigen Anlagen waren mit sekundär verwendeten Hypokaustziegeln ausgelegt, ihre teilweise auffällig langen Schürkanäle wiesen nach Süden. Nach Ausweis des Fundmaterial fällt der Betrieb dieser Einrichtungen in die spätkonstantinische Zeit (ca. 330-350 n.Chr.). Weiter im Osten war der spätrömische Laufhorizont deutlich stärker erodiert. Fundamentgräbchen und Pfostenlöcher ließen sich daher nur noch in Ausnahmefällen beobachten (Abb. 109,2). Die Fortsetzung eines bereits 2003 festgestellten, ehemals holzverschalten Drainagegrabens wurde auf 12 m Länge verfolgt, danach mündete er in eine tiefe Sickergrube. Er dürfte zur Entwässerung einer Straße gedient haben und enthielt reichhaltiges Fundmaterial aus dem zweiten Viertel des 4.Jhdt. Südlich des Drainagegrabens konnten die bereits erfassten Grundrisse mindestens zweier langrechteckiger Gebäude weiter verfolgt werden (Ab. 109,3). Die Nord-Süd orientierten Fachwerkbauten waren auf einer spätrömischen Planierschicht bzw. zur Plateaumitte hin unmittelbar auf dem gewachsenen Boden errichtet worden. Deutlich zeigten sich in der ehemaligen Planierung die nur schwach in den Boden eingetieften, mit zerkleinerten Wandputzbrocken ausgelegten Balkengräbchen ab. Bemerkenswert gut erhalten waren eine Herdstelle und ein daran anschließender mehrphasiger Estrichboden, die den südlichen Abschluß eines dieser Schwebebalkenbauten bildeten. Der Herd entspricht in seinem einfachen Aufbau aus einer wiederverwendeten Ziegelplatte und einem großen Kalksteinbrocken aus den letzten Grabungskampagnen bekannten Befunden. Die reltaiv regelmäßige und dichte Abfolge der Herdstellen könnte auf den militärischen Charakter der wohl zeitgleich mit den Ofenanlagen genutzen Gebäude hinweisen.
Hochplateau Blick nach SüdHochplateau Blick nach West
Einige der untersuchten Gruben erwiesen sich als frühkaiserzeitliche Keller eines Vicus vor dem Osttor des Auxiliarkastells, für die aufgrund spätrömischer Planierungen und moderner Erosion zur Plateaumitte hin ein zunehmender Substanzverlust konstatiert werden mußte. Sumuntorium Hangblick zum Schmutter-/DonautalEin nur noch knietief erhaltener Keller von 1,80 x 2,20 m zeigte deutliche Spuren einer Brandzerstörung. Diese Katastrophe läßt sich aufgrund des reichen Fundmaterials in seiner Verfüllung in die 80er Jahre des 1.Jhdt. datieren. Das Feuer scheint rasch auf weitere Gebäude übergegriffen zu haben, da auch in den vorangegangenen Kampagnen das Nutzungsende einiger mit fundreichem Brandschutt verfüllter Keller und Gruben dem späten 1. Jhdt. zugerechnet werden konnte.

Nicht ganz überraschend ist darüber hinaus der Nachweis spärlicher hochmittelterlicher Bebauung des Ostplateaus in Form einiger Erdkeller und gewerblicher Ofenanlagen, die mit einer Hofstelle im Vorfeld der Burg vermutlich einem der vier schon 1270 erwähnten Burghöfe, zu verbinden sind.

Bereits 2001 war in zwei Sondageschnitten an der südöstlichsten Spornspitze die etwas 1,50 m breite Ausbruchsgrube eines Mauerfundamentes erkannt worden, dessen Fortsetzung nach Südwesten jedoch bereits der starken Hangerosion zum Opfer gefallen war ( Abb. 109,4). 2004 sollte nun die gegenüberliegende Situation am Prallhang zum Donautal geklärt werden. Zu unserer Überraschung war hier das Mauerfundament in opus caementicium noch fast 1m hoch erhalten (Abb. 110), Abb. 110 Mertingen, Burghöfe Abschnitt SO-Maueran seiner Oberkante zeigten sich noch die Mörtelabdrücke großformatiger Steinblöcke, möglicherweise mittelkaiserzeitliche Spolien, die im Mittelalter ausgebrochen worden waren. Darüber hinaus gelang an dieser Stelle erstmals für die raetische Donaugrenze der Nachweis einer provisorischen Vorgängerbefestigung des späten 3. Jhdts., in Form eines Palisadengräbchens. Dieses wie auch das Mauerfundament bricht allerdings am Hang ohne den Ansatz einer Ecke ab, so daß für die Spornspitze sowohl im Nordosten als auch im Südwesten mit einem größeren Geländeverlust zu rechnen ist. Etwa in der Mitte des Vorburgareals erwies sich eine obertägig sichtbare Eintiefung nach Anlage eines Sondageschnittes, als Überrest eines hochmittelalterlichen Kalkbrennofens (Abb. 109,5). Im anschließenden Bereich der nordöstlichen Hangkante waren vermutlich wegen der starken Erosion des bis zur Mitte des 10. Jhdt. unbewaldeten Burgstalls keine Spuren römischer Befestigungsanlagen zu erkennen. Wie auch an der Spornspitze ließen sich an dieser Stelle großfläche Planierungsmaßnahmen der späteren mittleren Kaiserzeit nachweisen.
An dem von der Fritz Thyssen Stiftung getragenen Forschungsprojekt sind das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und seit 2001 auch das Archäologische Institut der Universität zu Köln beteiligt. Darüber hinaus durften wir uns vielfältiger Unterstützung erfreuen, wofür ganz herzlich gedankt sei: Finanziell und logistisch griffen uns die Gemeinde Mertingen (Bürgermeister A. Lohner) und der Landkreis Donau-Ries (Landrat S. Rößle)) unter die Arme. Die Museumsfreunde Mertingen (A. Wunderer und F. Deininger) und die Firma Zott sorgten großzügig für das Wohl der Mannschaft. Ohne die uneigennützige Hilfe und das Verständnis der Grundeigentümer /Familien R. und H.P. Binger) wäre die Durchführung der Grabung allerdings nicht möglich gewesen.
Originaltext - gez. Sebastian Gairhos und Salvatore Ortisi.


 

Literaturquellen:
G. Ulbert, Die römischen Donau-Kastelle Aislingen und Burghöfe. Limesforschung 1 (Berlin 1959)
Ph. M. Pröttel, Römische Kleinfunde aus Burghöfe
Die spätrömischen Metallfunde. Frühgeschichte und Provinzialröm. Arch. Mat. u. Forsch. (Rahden/Westf. 2002)

S. Gairhos/S. Ortisi, Arch. Jahr Bayern 2001, 94-96
J. Faßbinder/S. Ortisi, ebd. 2003, 85-89

Links/Services zu:

Provinzialrömische Archäologie: LMU Ludwig maximilians Universität München

Geophysik der LMU München:

Legion Italica III:
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